Überblick über die historische Entwicklung
Die Österreichische Gesellschaft für Familienplanung wurde 1966 unter dem Namen „Österreichische Gesellschaft für Sexualaufklärung und verantwortungsbewusste Elternschaft“ in Salzburg u.a. von Heimo Gastager gegründet.
Bei der Gründung schlossen sich Ärzte verschiedener Fachgebiete zusammen, um mit vereinter wissenschaftlicher Kraft die Anliegen der Familienplanung, insbesondere durch die aufkommende hormonelle Verhütung zu fördern. Nachdem die Gesellschaft 1968 in „Österreichische Gesellschaft für Sexualerziehung und Familienplanung“ (ÖGSF) umbenannt wurde, erhielt die „Österreichische Gesellschaft für Familienplanung“ (ÖGF) 1970 ihren heutigen Namen und übersiedelte nach Wien. 1970 übernahm der Gynäkologe Hugo Husslein den Vorsitz der ÖGF.
Von Beginn an hat die Professionalität der Mitarbeiter*innen in den Beratungsstellen einen hohen Stellenwert. In Workshops, Kursen, Lehrgängen und Webinaren bekamen und bekommen Mitarbeiter*innen, Multiplikator*innen (Berater*innen und Sozialarbeiter*innen, Lehrer*innen und Schulärzt*innen, Behindertenbetreuer*innen, Studierende etc.) die Möglichkeit sich im Bereich sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte (SRHR) und Familienplanung weiterzubilden, auch mit von der ÖGF erstellten Informationsmaterialien.
Die ÖGF war und ist als Expertin an der Erstellung von Inhalten für Webseiten und Broschüren anderer Organisationen beteiligt.
1966
Der Gründung voraus ging eine Zusammenarbeit mit pro familia Deutschland, der Schweizer Gesellschaft für verantwortungsbewusste Elternschaft, der WHO, IPPF International, Population Crisis Committee, USA und Washington Pathfinder Found.
Die Gründungsmitglieder waren:
Präsident: Doz. Dr. Heimo Gastager (Psychiater)
Vizepräsidenten: Univ. Prof. Dr. Leopold Prohaska (Pädagoge), Med. Rat. Dr. Alois Schiener
Schatzmeister: Dr. Horst Pretsch
Sekretär: O.S.R. Dr. Horst Leonhardt (Arzt)
1968
wird die Gesellschaft umbenannt in „Österreichische Gesellschaft für Sexualerziehung und Familienplanung“ – ÖGSF.
1970
bekommt die „Österreichische Gesellschaft für Familienplanung“ (kurz: „ÖGF“) ihren aktuellen Namen. Der Verein (Büro) übersiedelt nach Wien in die Räumlichkeiten des Alten AKH, Spitalgasse 23, 1090 Wien. Die ersten beiden Beratungsstellen eröffnen an der I. und II. Univ. Frauenklinik in Wien im Alten AKH unter Hugo Husslein.
1971
wird die ÖGF Mitglied bei IPPF (International Planned Parenthood Federation) und vernetzt sich verstärkt auf internationaler Ebene.
wird die Beratungsstelle im Kaiser Franz Josef Spital, Kundratstraße 3, 1100 Wien (heute: Klinik Favoriten) eröffnet.
fördert die Stadt Wien die Wiener Beratungsstellen der ÖGF.
1972
kommen 4 weitere Beratungsstellen hinzu in Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg.
1973
wird die ÖGF erstmals vom Bund gefördert. Mit der Einführung von Fördergeldern werden österreichweit neue Beratungsstellen eröffnet.
Erweiterung auf 13 ÖGF Beratungsstellen in 7 der 9 Bundesländer Österreichs; lediglich in Vorarlberg und dem Burgenland gibt es keine ÖGF-Beratungsstelle (mehr).
Stand: 01. August 1973
- I. Univ. Frauenklinik, 1090 Wien (im heutigen Alten AKH)
- II. Univ. Frauenklinik, 1090 Wien (heute: AKH)
- Kaiser Franz Josef Spital, 1100 Wien (heute: Klinik Favoriten)
- Krankenhaus Lainz, 1130 Wien (heute: Klinik Hietzing)
- Krankenanstalt Rudolfstiftung, 1030 Wien (heute: Klinik Landstraße)
- Krankenhaus, 2130 Mistelbach
- Landes-Frauenklinik, 4020 Linz, Oberösterreich
- Landes-Frauenklinik, 4600 Wels, Oberösterreich
- Landeskrankenhaus, 4400 Steyr, Oberösterreich
- Landes-Frauenklinik, 5020 Salzburg, Salzburg
- Frauenklinik, 8036 Graz, Steiermark
- Landeskrankenhaus, 9010 Klagenfurt, Kärnten
- Univ. Frauenklinik, 6020 Innsbruck, Tirol
1974
beteiligt sich die ÖGF stark an den Veränderungen der gesetzlichen Situation in Österreich. Durch die Strafrechtsreform 1974 ist es möglich, das Intrauterinpessar (die Spirale) auch österreichischen Frauen zugänglich zu machen. Der Hauptgrund dafür ist die Prävention vor ungewollter Schwangerschaft. Hier setzt sich die ÖGF für die ärztliche Akzeptanz dieser Methode ein. Gleichzeitig wird der Schwangerschaftsabbruch im ersten Trimester straffrei gestellt („Fristenregelung“). Diese Gesetzesänderung tritt mit 01.01.1975 in Kraft. Als begleitende Maßnahme werden Beratungsstellen für Familienplanung und Familienberatung durch das damalige Bundesministerium für Soziale Sicherheit und Generationen (BMSG) österreichweit gefördert.
1974/75
Durch die Einführung der Fördergelder vom Bund übernehmen die jeweiligen Länder die ÖGF Beratungsstellen und führen diese weiter. Die ÖGF bleibt Trägerin von den 5 Beratungsstellen in Wien.
1975
gibt es österreichweit insgesamt 100 vom Bund geförderte Familienberatungsstellen. Die ÖGF versorgt diese mit Informationsmaterialien, einheitlichen Karteikarten und der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift „Familienberatung aktuell“.
bemüht sich die ÖGF bereits um Einführung der Sexualpädagogik in die Ausbildungslehrpläne von Pädagog*innen.
1977
wird die, von der ÖGF erarbeitete 11-teilige Minifilm-Serie „ Glückliche Paare – Wunschkinder“, im ORF ausgestrahlt.
IPPF unterstützt die ÖGF bis 1977 bei finanziellen Engpässen.
1980er
In den Achtzigerjahren liegt der Schwerpunkt der Arbeit der ÖGF im Bereich Sexualpädagogik und Sexualerziehung.
1982
eröffnet die Beratungsstelle im Hanusch-Krankenhaus, Heinrich-Collin-Straße 30, 1140 Wien.
1987
Handzeichnung des Verhütungsmittelkoffers (ÖGF, 1987) und ÖGF-Sticker (ÖGF,1987)
präsentiert und verkauft die ÖGF ihren ersten eigenen Verhütungskoffer. Er enthält Ansichtsexemplare sämtlicher gängiger Verhütungsmittel sowie Informationsmaterial dazu. Er ist dafür gedacht in Beratungsstellen, Ordinationen, Schulen und im außerschulischen Bereich der Jugendarbeit zu Demonstrationszwecken verwendet zu werden.
Ab 2014 gibt es den „Verhütungskoffer Deluxe“ und den “Verhütungskoffer Klassisch”. Seit 2021 gibt es nur noch den aktuellen ÖGF-Verhütungskoffer. Dieser wurde und wird regelmäßig aktualisiert.
1989
initiiert die ÖGF die Herzklopfen Telefonberatung. Jeden Samstagnachmittag können junge Menschen telefonisch Fragen zu Themen rund um Sexualität, Verhütung und Beziehungen stellen – anonym und kostenfrei mit einer 0800-Nummer.
1992
wird die erste First Love Beratungsstelle in Wien in der Krankenanstalt Rudolfstiftung (heute: Klinik Landstraße) eröffnet. Diese Beratungsstelle richtet sich an Jugendliche bis 19 Jahre. Neben dem Bund wird diese Beratungsstelle auch von der Stadt Wien gefördert.
1993
wird eine Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung eingerichtet. Sie können sich kostenfrei beraten und untersuchen lassen, in einem Zeitrahmen, der oft nicht in einen typischen Praxisalltag im niedergelassenen Bereich möglich ist. Auch Partner*innen, Betreuer*innen und Angehörige von Menschen mit Behinderung können sich beraten lassen.
werden erstmals Workshops für Jugendliche in den ÖGF Beratungsstellen angeboten.
1995
übersiedelt das ÖGF-Büro vom Alten AKH in die Semmelweis-Frauenklinik, Bastiengasse 36-38, 1180 Wien.
eröffnet die ÖGF-Beratungsstelle im Rathaus in Korneuburg, Hauptplatz 39, 2100 Korneuburg.
1996
hält First Love Mobil erste sexualpädagogische Workshops in Schulen in Wien und Umgebung.
1997
übersiedelt die Beratungsstelle in Korneuburg vom Rathaus ins Sozialmedizinische Zentrum in Korneuburg, Laaer Straße 14, 2100 Korneuburg.
2000
wird die österreichische „ParlamentarierInnengruppe zur reproduktiven Gesundheit“ (heute: Österreichische Parlamentarische Gruppe für Sexuelle und Reproduktive Gesundheit und Rechte, #parlaandsex), mit der ÖGF als Sekretariat, gegründet. Die Gruppe ist Mitglied bei EPF (heute: European Parliamentary Forum for Sexual & Reproductive Rights).
geht die ÖGF mit ihrer Website online und beginnt mit Emailberatung.
übersiedelt die ÖGF Beratungsstelle in Korneuburg ins Krankenhaus Korneuburg (heute: Landesklinikum Korneuburg), Wiener Ring 3-5, 2100 Korneuburg.
2001
wird die Herzklopfen-Telefonberatung durch die zeitgemäßere Chatberatung ergänzt.
eröffnet die Beratungsstelle im SMZ-Ost, Langobardenstraße 122, 1220 Wien (heute: Klinik Donaustadt)
2002
eröffnet die Beratungsstelle im Gesundheitszentrum Wien Mitte, Strohgasse 28, 1030 Wien (heute: ÖGK Mein Gesundheitszentrum Landstraße)
wird die Studie „Das erste Mal“- Sexualität und Kontrazeption aus der Sicht der Jugendlichen veröffentlicht.
2003
erscheint das Methodenhandbuch zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit mit Fokus auf internationale sexuelle und reproduktive Gesundheit.
2006
wird gemeinsam mit türkischstämmigen Jugendlichen in Deutschland und Österreich in Zusammenarbeit mit pro familia und IPPF die Website www.merhabakondom.at gestaltet. 2007 geht die Seite online. 2018 wird sie vom Netz genommen.
2007
geht die ÖGF-Website für Jugendliche www.firstlove.at online.
2008
wird die Studie „sicher l(i)eben“: Verhütungsbewusstsein und Verhütungsverhalten junger KlientInnen der First Love Beratungsstelle veröffentlicht.
2009
ist die „Pille danach“ (mit dem Wirkstoff Levonorgestrel) rezeptfrei in Apotheken in Österreich erhältlich. Die ÖGF setzt sich für die rezeptfreie Abgabe ein. Seit 2015 ist die „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat rezeptfrei in Apotheken in Österreich erhältlich.
wird die Herzklopfen-Chatberatung über www.herzklopfen.or.at (eine Website der ÖGF) angeboten.
2010
gründet die ÖGF gemeinsam mit der SPÖ-Abgeordneten Petra Bayr die Plattform Mutternacht um auf die Müttersterblichkeit rund um Schwangerschaft und Geburt weltweit hinzuweisen und beteiligt sich seitdem an der Organisation der jährlichen Aktionen vor dem Muttertag.
2012
wird die Studie „Einstellungen zu Sexualität bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, das Erste Mal – Sexualität und Kontrazeption aus der Sicht der Jugendlichen – 10 Jahre danach“ veröffentlicht.
2013
ist die ÖGF Mitbegründerin des Dachverbands Familienberatung, einer Dachorganisation der staatlich anerkannten und geförderten Familienberatungsstellen aus ganz Österreich.
2014
wird die Herzklopfen Chatberatung auf die zeitgemäßere Herzklopfen Online-Beratung umgestellt und ist seitdem 24/7 anonym und kostenfrei erreichbar. Chat- und Telefonberatung werden aufgelassen.
2016
wird das 50-jährige Bestehen der ÖGF gebührlich im Rathaus Wien gefeiert (Broschüre 50 Jahre ÖGF (2016/747 kb))
Torte zur 50-Jahr-Feier der ÖGF
2017
feiert die erste ÖGF-First-Love-Beratungsstelle (Klinik Landstraße) ihr 25-jähriges Bestehen.
2018
erscheint unter dem Titel „SEX, WAS?“ ein Lehr-, Lern- und Methodenhandbuch zur sexuellen und reproduktiven Bildung. Dieses Buch richtet sich an Personen, die mit Jugendlichen ab 13 Jahren arbeiten.
wird die ÖGF-Website aktualisiert und überarbeitet und auf den aktuellen technischen Stand gebracht.
2019
übersiedelt das Büro der ÖGF von der Semmelweis Frauenklinik in das Krankenhaus Nord, Brünner Straße 68, 1210 Wien (heute: Klinik Floridsdorf).
eröffnet im Juni die ÖGF Familienberatungsstelle im Krankenhaus Nord (heute: Klinik Floridsdorf).
schließt im Juni die ÖGF Familienberatungsstelle in der Semmelweis Frauenklinik. Die gesamte Klinik wird geschlossen und übersiedelt in das Krankenhaus Nord (heute: Klinik Floridsdorf).
schließt im Juni die ÖGF Familienberatungsstelle Korneuburg.
eröffnet im August die ÖGF Familienberatungsstelle im Wilhelminenspital, Montleartstraße 37, 1160 Wien (heute: Klinik Ottakring).
wird die ÖGF-Website abermals aktualisiert und überarbeitet und auf den aktuellen technischen Stand gebracht.
2020
setzt sich die ÖGF während der Corona-Pandemie dafür ein, dass Mifegyne© (Medikament zum medikamentösen Schwangerschaftsabbruch) auch an niedergelassene Fachärzt*innen abgegeben werden kann. Daher können betroffene Frauen einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch bei der Gynäkologin*beim Gynäkologen durchführen lassen.
wird die First Love Website www.firstlove.at zu einer mobilen Webseite umgestaltet. Sie ist jetzt gut auf Endgeräten wie Smartphone und Tablet verwendbar, was den Zugang für Jugendliche vereinfacht.
werden weite Teile des Fortbildungsangebots der ÖGF erstmals auch online angeboten.
2023
wird die ÖGF-Website www.oegf.at zu einer mobilen Webseite umgestaltet. Auch diese Seite wird nun übersichtlich auf Smartphone und Tablet angezeigt.
wird im März die ÖGF First Love Beratungsstelle in der Klinik Landstraße, um zusätzliche drei Stunden für den Schwerpunkt Schwangerschaftsabbruch-Beratung erweitert.
wird das Sensoa Flag System von der ÖGF gemeinsam mit Sexuelle Gesundheit Schweiz und pro familia Deutschland auf deutsch übersetzt ("Sensoa Flaggensystem") und Fortbildungen werden angeboten.
2024
wird im September in der ÖGF Familienberatungsstelle Klinik Floridsdorf Schwangerschaftskonfliktberatung mit Termin angeboten. Damit haben Klientinnen und Paare mehr Zeit für eine ergebnisoffene und wertneutrale Konfliktberatung.