Umfassende Informationen über und freier Zugang zu Verhütungsmitteln ist der elementare Bestandteil der Familienplanung.

UN-Schätzungen zufolge haben 215 Millionen Frauen, die zwischen 15 und 49 Jahren alt sind und in Partnerschaft oder in Ehe leben, ungedeckten Bedarf nach sicheren und effektiven Verhütungsmitteln. Die Zahl der ungewollten Schwangerschaften würde in Entwicklungsländern um 20% sinken, wäre dieser Bedarf gedeckt. Dies hätte den positiven Effekt, dass Risikoschwangerschaften und unsichere Schwangerschaftsabbrüche vermieden werden könnten.

Der Zugang zu Familienplanung und Einrichtungen der reproduktiven Gesundheit (also Informationen über und Zugang zu Verhütungsmitteln, medizinische Betreuung während der Schwangerschaft und Geburt) ist nicht für alle Frauen und Männer gleich. Die entscheidenden Faktoren sind Bildung, Wohlstand und Wohnort (in der Stadt oder auf dem Land). So bleibt der Zugang zu modernen Verhütungsmitteln und Gesundheitseinrichtungen vor allem Frauen aus ländlichen Regionen, die einen niedrigen ökonomischen und sozialen Status haben, verwehrt.

Selbstbestimmte Familienplanung hat neben der Vorbeugung der Müttersterblichkeit viele positive Effekte auf den Schwangerschaftsverlauf und die Entwicklung der Kinder: Mädchen und Frauen, die den Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft selber wählen können, haben eher komplikationslose Schwangerschaften und nehmen eher an Vorsorgeuntersuchungen teil. Mädchen, deren Mütter die Geburt überlebt haben, gehen im Durchschnitt länger in die Schule, heiraten später und bekommen ihr erstes Kind erst nach ihrem 20. Geburtstag. Dadurch wird das Risiko, an schwangerschafts- oder geburtsbedingten Komplikationen zu sterben, essentiell verringert.

Risiken von Teenagerschwangerschaften

Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt sind die Haupttodesursache aller 15 bis 19 jährigen Mädchen in Entwicklungsländern. Weil der Körper der zu jungen Mutter für die Schwangerschaft noch nicht bereit ist, treten bei Teenagern vermehrt Komplikationen auf. Es kommt vermehrt zu Geburtsverletzungen, welche häufig wegen mangelnder medizinischer Versorgung die junge Mütter jahrelang körperlich und in der Folge oft auch seelisch belasten. Mädchen werden viel zu früh schwanger, weil sie häufig weder Informationen über, noch Zugang zu Verhütungsmitteln haben. Zu frühe Heirat spielt eine essentielle Rolle: Ein Viertel aller Mädchen in Entwicklungsländern (China ausgenommen) ist im Alter zwischen 15 und 19 Jahren bereits verheiratet und wird kurz nach der Eheschließung schwanger.

Bildung als Schlüssel zum Erfolg

Schwangerschaft und Geburt sind häufige Gründe für den Schulabbruch von Mädchen. Fehlende oder mangelnde Ausbildung verringert in der Folge die ökonomischen und sozialen Chancen der Frauen. Dabei ist gerade Bildung der entscheidende Faktor: Mädchen mit Schulbildung heiraten später, bekommen weniger Kinder, können diese dafür länger in die Schule schicken und besser mit ausgewogener Nahrung und Gesundheitsdienstleistungen versorgen. Studien der Vereinten Nationen zeigen, dass Mädchen ohne oder mit wenig Schulbildung eher im Teenageralter schwanger werden als gebildete Mädchen. Zudem trägt jedes Jahr an Schulbildung zu einem besseren Einkommen bei.

Kinderwunsch und Fruchtbarkeit

von Univ. Prof. Dr. Christian Egarter, Leiter: Klin. Abt. f. Gynäkologische Endokrinologie & Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Wien, Vizepräsident ÖGF (2018)

Viele Frauen wollen eine Ausbildung abschließen und einen Beruf ausüben, bevor sie eine Schwangerschaft planen. Das Durchschnittsalter der Mutter bei der Geburt des ersten Kindes liegt daher mittlerweile bei etwa 30 Jahren. In diesem Alter kann es aber bereits zunehmend schwierig sein, schwanger zu werden.

Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft sinkt mit dem Alter der Mutter, da die Zahl und die Qualität der Eizellen abnehmen. Aber auch die Qualität der Spermien ist für eine Schwangerschaft ausschlaggebend.

Wenn ein Paar in der hochfruchtbaren Zeit um den Eisprung Geschlechtsverkehr ohne Verhütungsmittel hat, tritt eine Schwangerschaft meistens innerhalb von sechs Zyklen ein (d.h. innerhalb von ca. sechs Monaten). Wenn nicht, könnte die Fruchtbarkeit verringert sein. Ab dem 31. Lebensjahr ist bereits die Hälfte aller Paare davon betroffen. Die Chancen auf eine Schwangerschaft sinken ab 40/45 Jahren weiter ab und sind dann schon sehr gering.

Wann sollte die Fruchtbarkeit abgeklärt werden?

  1. Nach einem Jahr regelmäßigen Geschlechtsverkehrs ohne Verhütungsmittel mit ausbleibender Schwangerschaft.
  2. Nach 6 Monaten
    • bei Frauen über 35 aufgrund des altersbedingten Abfalls der Fruchtbarkeit,
    • bei einem Zyklus von mehr als 35 Tagen,
    • bei Ausbleiben der Regelblutung ohne Schwangerschaft,
    • bei möglichen Erkrankungen der Eileiter, der Gebärmutter oder bei Endometriose (eine gutartige chronische Erkrankung, bei der Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut sehr ähnlich ist, an anderen Stellen im Körper auftritt),
    • bei Verdacht auf eine Fruchtbarkeitsstörung beim Mann.

Das Erstgespräch mit einer Reproduktionsmedizinerin

Bei Erstvorstellung der Frau/des Paares bei einer Reproduktionsmedizinerin wird eine genaue Anamnese über körperliche und soziale Bedingungen erhoben und eine gynäkologische Untersuchung inklusive Ultraschall durchgeführt.

Gründe, warum Frauen nicht schwanger werden

  • Bei etwa einem Drittel der Patientinnen liegen Hormonstörungen vor, am häufigsten das Polyzystische-Ovar Syndrom (PCO). Dieses wird zunächst meist mit Medikamenten therapiert. Dabei wird der Zyklus reguliert bzw. ein Eisprung ausgelöst.
  • Verschluss der Eileiter durch eine frühere Entzündung oder Endometriose: beide können operativ behandelt werden
  • Unfruchtbarkeit des Mannes

Methoden der künstlichen Befruchtung (Beispiele)

Wenn eine Frau keinen funktionierenden Zyklus hat, kann z.B. eine Hormonbehandlung erfolgen. Dabei werden die Eierstöcke stimuliert und so ein Eisprung ausgelöst, bei dem oft auch mehrere Eizellen freigesetzt werden.

– Intrauterine Insemination
Hierbei werden die aufbereiteten Spermien des Mannes direkt in die Gebärmutterhöhle der Frau eingebracht. Davor sollten die Eileiter untersucht werden. Dies ist mittels Ultraschall oder Röntgen  möglich. Bei Patientinnen mit auffälliger Anamnese (vorangegangene Entzündungen bzw. sehr schmerzhafte Regelblutungen oder PCO-Syndrom) wird eher eine operative Abklärung mittels Bauchspiegelung und Gebärmutterspiegelung vereinbart.

– In-vitro-Fertilisation (IVF)
Bei der In-vitro-Fertilisation werden der Frau nach einer Hormonbehandlung reife Eizellen entnommen und im Labor mit Spermien befruchtet. Nach drei bis fünf Tagen wird der Embryo in die Gebärmutter eingesetzt.

Behandlungen der künstlichen Befruchtung sind mittlerweile Routinebehandlungen in der Therapie ungewollter Kinderlosigkeit geworden und weisen eine gute Erfolgsrate auf – bei etwa 30% pro  IVF-Versuch kann der Kinderwunsch erfüllt werden.[1] Sie sind allerdings durchaus aufwändig und mit der Stimulation von Eizellen durch Medikamente verbunden. Bei Vorliegen von gewissen medizinischen Ursachen gibt es auch einen staatlichen Fonds, der einen Großteil der Kosten dieses Programms beisteuert.[2] Die Vertragskrankenanstalten des IVF-Fonds in Österreich finden Sie ebenfalls unter diesem Link.

[1] IVF Jahresbericht 2021
[2] Broschüre: Wir möchten ein Baby – Juli 2020