“Alle Menschen haben grundsätzlich und gleichberechtigt das Recht auf Bildung und Information im Allgemeinen sowie auf umfassende Sexualerziehung und -information, die notwendig und nützlich sind, um volle Bürgerrechte und Gleichstellung im privaten, öffentlichen und politischen Bereich in Anspruch nehmen zu können …”
(Sexuelle Rechte: Eine IPPF Erklärung, Sexuelle Rechte sind sexualitätsbezogene Menschenrechte, Artikel 8)

,,Lust basiert auf Selbstbestimmung des Individuums und Autonomie innerhalb der Beziehung. Diese Selbstständigkeit muss durch vorhandene öffentliche Maßnahmen wie Sexualerziehung, Gesundheitsdienste, Freiheit von Zwang und Gewalt sowie durch die Entwicklung einer Ethik in Fragen der Gerechtigkeit, Gleichstellung und Freiheit gewährleistet werden. Da Lust ein wesentlicher Aspekt der Sexualität ist, darf das Recht, Lust anzustreben und auszudrücken und zu entscheiden, wann Lust erlebt wird, niemandem verweigert werden.”
(Sexuelle Rechte: Eine IPPF Erklärung, Allgemeine Grundsätze, Grundsatz 4)


Was bedeutet sexuelle Bildung für die ÖGF?

Bei unserer Arbeit orientieren wir uns an den „WHO & BZgA Standards für die Sexualaufklärung in Europa“, dem Rahmenkonzept für umfassende Sexualaufklärung, dem Grundsatzerlass Sexualpädagogik aus dem Jahr 2015 des BMBF (Bundesministerium für Bildung und Frauen, Österreich), Druck 2018 und an der IPPF-Erklärung „Sexuelle Rechte: Eine IPPF-Erklärung“. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGF sind an den Verhaltenskodex Kinderschutz der ÖGF gebunden.

Sexualität ist ein natürlicher und wertvoller Aspekt des Lebens, ein notwendiger und grundlegender Teil unseres Menschseins. Um ein Höchstmaß an Gesundheit zu erreichen, müssen Menschen in der Lage sein, über ihr sexuelles und reproduktives Leben selbst zu entscheiden, und das Gefühl haben, ihre eigene sexuelle Identität frei und selbstbewusst ausdrücken zu können.
(Sexuelle Rechte: Eine IPPF Erklärung, Vorwort)

Ein einigermaßen selbstbewusster und lustvoller Umgang mit Sex ist nur dann möglich, wenn die Jugendlichen gut informiert sind und auch wissen, an wen sie sich vertrauensvoll wenden können. Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sind nicht immer die geeignetsten Ansprechpersonen; manch heikle Frage verlangt nach Anonymität. Gute Beratungseinrichtungen sollten Sexualpädagogik anbieten, die ohne Schwellenangst in Anspruch genommen werden kann.

Sexuelle Bildung und Jugendberatung - Aufgabenfeld der ÖGF

Angebote für Jugendliche zu Partnerschaft und selbst bestimmter Sexualität, zu Familienplanung und zu Verhütung sind ein wichtiges Aufgabenfeld der ÖGF-Jugendberatung und der Sexualpädagogik. Mädchen und Jungen, junge Frauen und Männer werden zu den Themen Sexualität und Partnerschaft informiert, begleitet und unterstützt.

Sexualpädagogische Programme, die im Konzept der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte verankert sind, vermitteln die Werte des gleichberechtigten Miteinanders von Frauen und Männern und die Anerkennung der Menschenrechte. (ÖGF-Positionspapier, Seite 5)

Der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung ist es seit vielen Jahren ein Anliegen die sexualpädagogischen Angebote für Jugendliche von 12 bis 19 Jahren auszuweiten und zu verbessern.

Es herrscht nach wie vor großes Unwissen und Unsicherheit bei Jugendlichen im Zusammenhang mit der Vermeidung von ungewollten Schwangerschaften sowie sexuell übertragbaren Infektionen (STIs). Häufig geht dies einher mit einer prinzipiellen Unsicherheit/mit einem prinzipiellen Unwissen gegenüber dem eigenen Körper und der sich entwickelnden Sexualität. Eltern, Lehrerinnen*Lehrer stehen dieser Unsicherheit bei der Sexualberatung von Jugendlichen häufig rat- und sprachlos gegenüber.

Die Themen, für die sich Jugendliche im Zusammenhang mit ihrer Sexualität interessieren sind unter anderem:
(Informationen zur) Körperentwicklung während der Pubertät, sexuelle Praktiken, Verhütung, Schwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch, Geburt, sexuell übertragbare Infektionen (STIs) und Prävention, der erste Frauenarztbesuch, Beziehungen, Kennenlernen, sexuelle Orientierung und Identiäten etc..

Ein großes Anliegen der ÖGF ist es, geeignete Maßnahmen zu setzen, die Jugendliche dabei unterstützen, ihren Körper und ihre (sexuellen) Bedürfnisse verstehen zu lernen und verantwortungsbewusst(er) mit dem Thema Verhütung umzugehen.

 

Sexualpädagogische Gruppenarbeit in einer ÖGF – Beratungsstelle

Die ÖGF bietet sexualpädagogische Gruppenarbeit in ihren Beratungsstellen an. Das genaue Programm und spezielle Wünsche können mit Sexualpädagoginnen*Sexualpädagogen der ÖGF abgesprochen werden.

Mobil: 0681/205 653 39
E-Mailfirstlovemobil@oegf.at

 

Sexualpädagogische Gruppenarbeit in Schulen oder Jugendeinrichtungen

Um auch Jugendliche zu erreichen, die den Weg in Beratungsstellen scheuen, hat die ÖGF First Love Mobil ins Leben gerufen. Das sexualpädagogische Team kommt regelmäßig in das Jugendzentrum Hirschstetten und bietet dort neben individueller Beratung rund um Liebe, Sex und Beziehung auch themenzentriertes Arbeiten in Gruppen an. Diese niederschwellige Arbeitsweise regt Auseinandersetzungsprozesse bei Jugendlichen an, die außerhalb des Jugendzentrums wenige Möglichkeiten zu Information und Diskussion haben. First Love Mobil kommt auf Einladung auch in andere Jugendgruppen.

Im Rahmen von Projektwochen, in denen Schulen oder außerschulische Jugendinstitutionen den Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit behandeln, besteht die Möglichkeit, ein Beratungsteam einzuladen. In ca. drei Schulstunden wird mit den Jugendlichen zu den Themen Liebe, Sexualität und Körper gearbeitet. Gewünschte zusätzliche Themenbereiche können mit den Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen der ÖGF im Vorhinein abgeklärt werden.

Mobil: 0681/205 653 39
E-Mailfirstlovemobil@oegf.at

Studien

Studie ,,Das Erste Mal” – 2012

Studie „Das Erste Mal – Sexualität und Kontrazeption aus der Sicht der Jugendlichen – 10 Jahre danach“, 2012
Download (PDF)

Studie ,,sich(er) lieben” – 2008

Die Studie “sich(er) lieben” der ÖGF, erhebt nicht nur das definitive Wissen bzw. Verhalten im Zusammenhang mit Verhütung, sondern auch mögliche Einflussfaktoren.

(Studie sicher lieben, Vorwort von Drin Claudia Linemayr-Wagner, Präsidentin der ÖGF)
Download (PDF)

Studie ,,Das Erste Mal” – 2001

Studie „Das Erste Mal – Sexualität und Kontrazeption aus der Sicht der Jugendlichen“, 2001
Download (PDF)

Materialien der ÖGF zur sexuellen Bildung

Der Verhütungskoffer

Der ÖGF Verhütungskoffer bringt das Thema Verhütung näher und unterstützt sexualpädagogische Arbeit.

Studien weisen immer wieder darauf hin, dass vor allem junge Menschen ein geringes Wissen über die unterschiedlichen Verhütungsmethoden haben. Im ÖGF-Verhütungskoffer befindet sich eine große Auswahl an Verhütungsmittel-Dummys. Er wird seit mehreren Jahrzehnten von Ärzt*innen, Lehrkräften und in Jugendzentren verwendet, um Jugendlichen die unterschiedlichen Verhütungsmethoden zu erklären.

SEX, WAS?
Lehr-, Lern- und Methodenhandbuch zur sexuellen und reproduktiven Bildung

Das Buch richtet sich vor allem an Pädagog*innen, die mit jungen Menschen ab 13 Jahren arbeiten und unabhängig von ihrem Fachschwerpunkt mit Aspekten der sexuellen Bildung in Berührung kommen. Als umfassendes Nachschlagewerk über Sexualität ist es für Eltern, Erziehungsberechtigte und Interessierte ebenso geeignet.

Es hat den Anspruch, umfassender als bisherige Materialien über alle Aspekte der Sexualität zu informieren, die Jugendliche betreffen. In zwölf Kapiteln werden Themen wie Körper und Sexualität, Beziehungen und Gefühle, sexuelle Rechte, Gewalt und der Umgang mit Pornografie behandelt. Auf jedes theoretische Kapitel folgt ein Methodenteil, der ermöglicht, das Wissen zu vertiefen.

Weitere Infomaterialien

Einige kostenfreie Materialien wie Broschüren und Flyer finden Sie unter  Infomaterialien & Shop.

Fortbildungen der ÖGF für Multiplikator*innen zum Thema sexuelle Bildung

Die ÖGF bietet verschiedene sexualpädagogische Workshops und Fortbildungen für unterschiedliche Alters- und Interessensgruppen. Die Webinare der ÖGF sind Angebote an Multiplikator*innen sich ortsunabhängig weiterzubilden.

Weitere Informationen finden Sie unter Workshops.

 

Das IPPF-Jugend-Manifest

Die International Planned Parenthood Federation (IPPF) hat folgendes Manifest zum Thema Jugend verfasst:

  1.  Basierend auf folgenden Tatsachen: Junge Menschen (im Alter von 10 bis 24 Jahre) sind sexuell aktiv, auch wenn nicht alle Geschlechtsverkehr haben
  2.  Junge Menschen haben die gleichen sexuellen und reproduktiven Rechte wie erwachsene Menschen
  3.  Junge Menschen sind keine uniforme Gruppe, sie unterscheiden sich im Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, Ethnie, Religion, Kultur, Behinderung, sozioökonomische Umstände und Familienstand.

Damit sind ihre Bedürfnisse verschieden und unterschiedliche Ansätze sind notwendig. Um alle jungen Menschen zu erreichen, wurden vom International Youth Committee der IPPF (International Planned Parenthood Federation) grundlegende Rechte betreffend der sexuellen und reproduktiven Gesundheit von jungen Menschen definiert.

Junge Menschen haben  das Recht

  • auf umfassende Sexualerziehung und –aufklärung
  • auf qualitative Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebote, die ihre Bedürfnisse berücksichtigen und auf sie zugeschnitten sind d.h.: vertraulich, erschwinglich, nicht vorschnell urteilend, “jugend-freundlich” und umfassend
  • auf diese Angebote, auch dann, wenn sie am Rande der Gesellschaft stehen
  • darauf, ihre Ausbildung während und nach der Schwangerschaft mit Unterstützung der Bildungsbehörden fortzusetzen
  • frei von jeglicher Form sexuellen Missbrauchs und sexualisierter Gewalt zu leben
  • selbst Verantwortung für ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit zu tragen, einschließlich der Entscheidung für eine Schwangerschaft auf umfassend informierte und ausgebildete Personen ihres Vertrauens bei der Beratung
  • auf kreative Programme und Aktivitäten, die ihre tatsächlichen Bedürfnisse ansprechen. die weder isoliert noch singulär sind, sondern durch gesicherte langfristige Finanzierung eine nachhaltige Wirkung erzielen.